
Seit einigen Jahren wächst der Markt für alternative Proteine vor allem in Europa kontinuierlich. Bereits seit längerem präsentieren Aussteller auf der Iffa Lösungen für die Verarbeitung pflanzlicher Proteine. Dieses Wachstum greift die Messe nun auf und widmet alternativen Proteinen mit der „World of New Proteins“ erstmals einen eigenen Bereich in Halle 11.0. Sowohl etablierte Marktführer als auch neue Player in diesem Segment sind mit ihren Technologien in Frankfurt am Main vertreten. Auf der Iffa 2025 können die Besucher diese Entwicklungen live erleben. Die Fachmesse zeigt vom 03. bis 08. Mai 2025 in Frankfurt am Main den aktuellen Stand der Technik für die Verarbeitung von Fleisch und alternativen Proteinen. Sie bietet ein vielfältiges Angebot aus Fachvorträgen, Live-Cooking-Events und geführten Rundgängen rund um pflanzliche, zellbasierte und fermentierte Proteinlösungen.
Interview mit Fabio Ziemßen von Balpro über die Entwicklung des Bereichs für alternative Proteine
Wohin sich der Bereich für alternative Proteine entwickelt und welche Innovationen die Zukunft bereithält, darüber spricht Fabio Ziemßen, Vorsitzender des Bundesverbandes für Alternative Proteinquellen (kurz: Balpro). Er fasst die aktuelle Dynamik im Markt für alternative Proteine zusammen.
Herr Ziemßen, können Sie uns in zwei bis drei Sätzen einen Marktüberblick der alternativen Proteine geben?
Die Entwicklung des Marktes für alternative Proteine hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Dynamik erfahren. Getrieben durch eine wachsende Nachfrage nach nachhaltigen, gesunden und ethisch bedenkenlosen Lebensmitteln haben sich alternative Proteinquellen, wie pflanzliche Proteine und fermentationsbasierte Produkte, in einzelnen Kategorien von der Nische zu einem ernstzunehmenden Segment der Lebensmittelindustrie entwickelt.
Wie äußert sich das Wachstum im Bereich der neuen Proteine und wo sehen Sie Marktpotenzial, auch mit Blick auf Deutschland?
Die weltweiten Investitionen in alternative Proteine haben sich seit 2020 vervielfacht. Marktanalysen prognostizieren, dass der globale bis 2030 ein Volumen von mehreren hundert Milliarden Euro erreichen könnte. Ursachen sind hier international gesehen, der steigende Bedarf nach hochwertigen Proteinquellen durch das weitere Bevölkerungswachstum, aber auch der Bedarf nach mehr Proteindiversifikation durch Nachhaltigkeitsziele und Gesundheitsaspekte. Vor allem in Europa ist das Interesse an innovativen Proteinquellen stark gestiegen. Deutschland nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein: Zahlreiche Start-ups, etablierte Unternehmen und Forschungseinrichtungen treiben die Entwicklung und Kommerzialisierung neuer Produkte voran. Und auch die Konsumenten sind in Deutschland den neuen Produktapplikationen offen gegenüber eingestellt.
Welche konkreten Innovationen treiben das Wachstum an?
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg neuer Proteine sind technologische Innovationen. Die Fortschritte in der Fermentationstechnologie, insbesondere der Präzisionsfermentation, ermöglichen die Herstellung von Proteinen, die in Geschmack und Textur tierischen Produkten immer näherkommen. Ebenso hat sich die Zellkulturtechnologie rasant weiterentwickelt. Während kultiviertes Fleisch noch vor wenigen Jahren als Zukunftsvision galt, gibt es bereits die ersten Zulassungen in den USA und einige Anträge in Europa.
Parallel dazu verbessern fortschrittliche Verarbeitungstechnologien, wie die Extrusion und Fermentation von pflanzlichen Proteinen, die sensorische und funktionalen Eigenschaften von Fleischalternativen erheblich. Die Verbindung aus Forschung und Praxis sorgt dafür, dass neue Produkte schneller entwickelt und effizienter produziert werden können.
Die Marktentwicklung verdeutlicht: Alternative Proteine sind kein Hype mehr, sondern fester Bestandteil der Lebensmittelbranche. Wenn Sie in die Zukunft blicken, wo sehen Sie Chancen und Herausforderungen und welche Rolle nimmt Balpro hier ein?
Die Marktentwicklung alternativer Proteine befindet sich an einem entscheidenden Wendepunkt. Das wachsende Bewusstsein für nachhaltige und pflanzenbasierte Ernährung, technologische Fortschritte und politische Initiativen zur Reduktion von Emissionen bieten enorme Chancen. Auf der anderen Seite wird der Wunsch der Konsumenten nach mehr Transparenz in der Produktion und Verarbeitung lauter. Unternehmen, die in diesem Bereich investieren und sich den wechselnden Konsumentenanforderungen stellen, können langfristig von einem sich wandelnden Markt profitieren.
Der Bundesverband für Alternative Proteinquellen Balpro sieht es als seine Aufgabe, diesen Wandel aktiv mitzugestalten. Durch Netzwerkarbeit, Aufklärungsarbeit und politische Unterstützung setzen wir uns dafür ein, dass alternative Proteine ein integraler Bestandteil der Ernährungszukunft werden. Wir stehen bereit, gemeinsam mit Politik, Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie der Ernährungswissenschaft die notwendigen Impulse für eine zukunftsfähige Politik zu setzen.
Besondere Hoffnungen setzen wir auf die Arbeit des Stakeholder-Forums „Proteine der Zukunft auf den Teller", das vom Kompetenzzentrum Proteine der Zukunft der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung koordiniert wird. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um die Transformation des Lebensmittelsystems weiter voranzutreiben. Unser Ziel ist es, nachhaltige, innovative und wirtschaftlich tragfähige Lösungen zu etablieren, die sowohl den Bedürfnissen der Verbraucher als auch den Anforderungen an Umweltschutz und Ressourcenschonung gerecht werden. Die Zeit ist reif, den Wandel aktiv zu gestalten. Alternative Proteine sind nicht nur eine Zukunftsvision, sondern bereits heute ein essenzieller Baustein für ein nachhaltigeres Ernährungssystem.
Herr Ziemßen, vielen Dank für die interessanten Einblicke
Iffa-Veranstaltungsprogramm rund um alternative Proteine
Das Event-Programm zum Thema alternative Proteine ist in enger Zusammenarbeit mit den Partnern Balpro, Proveg und The Good Food Institute Europe entstanden. Es soll den Wissensaustausch zwischen verschiedenen Zielgruppen fördern. Eines der Highlights ist die Iffa Kitchen in Halle 11.0. Dort werden unter anderem spannende Produktneuheiten zubereitet und verkostet. Abgerundet wird das Angebot durch ein Vortragsprogramm, das aktuelle Ernährungstrends, Prozessinnovationen sowie technologische Neuheiten beleuchtet. Besucher der World of New Proteins erhalten auf den geführten Messerundgängen, den Discovery Tours, einen tieferen Einblick in die Welt der neuen Proteine. Diese kuratierten Touren zu ausgewählten Ausstellern werden von Branchenexperten geleitet und bieten Orientierung im großen Angebot der Iffa.
Iffa Factory zeigt Ansätze in Zeiten des Fachkräftemangels Auf der Iffa Factory in Halle 9.1 zeigen Maschinenbauer, Forscher, Start-ups und branchenfremde Unternehmen neue Ansätze, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Auch hier sind pflanzliche Fleischalternativen ein Thema.
Das Produktangebot zur Herstellung alternativer Proteine erstreckt sich über das gesamte Messegelände. Viele Iffa-Aussteller zeigen auch Lösungen für alternative Proteine, da diese in der Verarbeitung und Verpackung dem Fleisch sehr ähnlich sind: vom Würzen über das Mischen, Füllen und Formen bis hin zum Portionieren und Verpacken der Produkte.