Vier Gänge mit fünf Fragen
Business Lunch mit Johannes Schmid-Wiedersheim zu den Highlights der Iffa 2025
Mittwoch, 23. April 2025
| Redaktion
Share on:
Johannes Schmid-Wiedersheim, Director Iffa bei der Frankfurt Messe, im exklusiven Business Lunch-Interview
Johannes Schmid-Wiedersheim, Director Iffa bei der Frankfurt Messe, im exklusiven Business Lunch-Interview, Bild: LMV-online.de / Susanne Woggon

Im Mai 2025 geht die Iffa in die nächste Runde. Die Fachmesse für die Verarbeitung von Fleisch, Wurstwaren und alternativen Proteinen hat sich in diesem Jahr einen hohen Praxisbezug auf die Fahnen geschrieben. Im exklusiven Business Lunch-Interview gibt Johannes Schmid-Wiedersheim, Director Iffa bei der Messe Frankfurt, einen Ausblick darauf, wie die Messe mit ihren Top-Themen die Fachbesucher mit neuen Technologien, Verfahren, Verpackungen und Zutaten fit für die Zukunft macht. Er stellt das neue Konzept der Iffa-Welten vor und gibt Einblicke zu den ausstellenden Unternehmen. Und natürlich erfahren wir auch, ob auf seinem Teller eher ein Erbsensteak oder ein traditionelles Stück Fleisch landet.

1. Amuse-Gueule: Herr Schmid-Wiedersheim, welche Schwerpunkte und Topthemen setzt die Iffa 2025? Wie ist die Verteilung von Fleisch- und Wurstverarbeitung zu alternativen Proteinen?

Die Iffa 2025 steht unter dem Motto „Rethinking meat and proteins“. Damit sind sowohl Fleisch- und Wurstwaren als auch neue alternative Proteine gemeint. Bei beiden Produktgruppen geht es immer um Effizienz in der Produktion. Das passende Top-Thema dazu lautet „Maximale Performance“. Daran schließen sich die weiteren Komplexe „Nachhaltigkeit in der Praxis", „Grenzenlose Produktvielfalt" und „Wertschöpfung aus Daten" an. Bei allen Themen wollen wir die Umsetzbarkeit in der Praxis in den Fokus rücken, also zum Beispiel aufzeigen, wie die heute verfügbaren Daten aus der Produktion auch wirklich gewinnbringend genutzt werden können.

2. Vorspeise: In diesem Jahr werden erstmals die Iffa Worlds eingeführt. Was hat Sie als Veranstalter dazu veranlasst. Und in welche Welten wird der Besucher hier entführt?

Die Welten sind eine Zusammenfassung unserer Produktgruppen. Bei früheren Messen hätten wir den Ausstellungsbereich produktgruppenweise aufgeteilt, eben typisch deutsch und fachlich sehr genau. Für dieses Jahr haben wir uns vorgenommen, die Besucherorientierung und das Verständnis für die Messe zu erhöhen. Deshalb entstehen Welten, die die wichtigsten Prozessschritte abbilden. Das sind zunächst die Ingredients, also das Thema Rezepturen und Zutaten, dann das Processing, also die Verarbeitung von Fleisch und Proteinen, und schließlich das Packaging. Spezielle Themen finden sich in den Welten New Proteins oder Skills and Sales für Handwerk und Verkauf.

3. Zwischengang: Wie steht es um den Anmeldestand der Aussteller rund drei Wochen vor Messestart? 

Wir hatten uns 1.000 Aussteller als Ziel gesetzt und haben es bereits erreicht. Das ist ein tolles Ergebnis, denn in der Branche findet derzeit eine starke Konzentration statt. Viele Unternehmen, die früher eigenständig waren, sind mittlerweile in einem Konzern zusammengefasst. Gleichzeitig konnten wir neue Unternehmen für die Messe begeistern, die hier zum ersten Mal ausstellen. Die uns zur Verfügung stehenden Iffa-Hallen sind ausgebucht, die Fläche vergleichbar mit dem Boomjahr 2019. Nach Pandemie und schrecklichen Ereignissen wie dem Krieg in der Ukraine ist das für uns als Messeveranstalter ein sehr gutes Ergebnis.

Insgesamt freuen wir uns auf Besucher aus 150 Nationen. Die Aussteller kommen aus etwa 50 Ländern. Wenn es in manchen Weltregionen gerade kein starkes Wachstum gibt, gleichen andere Regionen das üblicherweise aus. Das macht die Situation für uns stabiler. So haben wir diesmal beispielsweise einen starken Fokus auf Südamerika gelegt, wo gerade das EU-Mercosur-Abkommen vor dem Abschluss steht, oder auf die Asean-Staaten.

Sind es eher die großen Unternehmen, die ausstellen oder kleinere? Wie sieht es mit Start-ups aus?

Im Bereich Processing, in dem Maschinen und Anlagen mit hohen Sicherheits- und Hygieneanforderungen gezeigt werden, sind überwiegend etablierte Unternehmen vertreten. Da sind zum Beispiel Handtmann, Vemag, Gea, Poly-Clip oder Seydelmann als große deutsche Aussteller zu nennen. Oder die internationalen Big Player, die oft durch Zukäufe und Fusionen entstanden sind, wie JBT Marel, Fortifi, Duravant, Provisur oder Middleby. Daneben gibt es aber auch Spezialisten für alle möglichen Nischen, darunter viele kleinere Mittelständler.

In der World of New Protein haben wir einen eigenen Start-up-Bereich, weil die Szene hier sehr stark ist. Auch im Bereich der Ingredients gibt es viele junge Unternehmen, oder im Bereich Software oder IT-Lösungen.

4. Hauptgang: Auf welche Highlights können sich die Besucher beim begleitenden Event-Programm freuen? 

In der Iffa-Kitchen wird neben Vorträgen und Podiumsdiskussionen viel live gekocht und verköstigt. Ein Showkoch bereitet jeweils das zu, worüber auf der Bühne gesprochen wird. So erleben die Zuschauer direkt, wie die Produkte wirklich schmecken, und können sehen, wie sich neue Produkte oder Herstellungsverfahren in der Pfanne bewähren. 

Die Iffa Factory beschäftigt sich mehr mit der technischen Seite und rückt unter anderem Lösungen für den Fachkräftemangel in den Mittelpunkt. Denn fast überall in dieser Branche ist es schwierig, genügend Arbeitskräfte mit genau den richtigen Qualifikationen zu finden und sie dann auch an das Unternehmen zu binden. In der Realität sind oft wechselnde Belegschaften im Einsatz. Hier sehen die Maschinenbauer eine Chance, die Technik immer weiter zu verfeinern. Mit intuitiveren Geräten können auch Personen mit wenig Vorkenntnissen oder geringen Fertigkeiten ihre Arbeit einfach und vor allem sicher erledigen.

Johannes Schmid-Wiedersheim im Gespräch über die Iffa 2025 mit Susanne Woggon, Chefredakteurin von LMV-online.de
Johannes Schmid-Wiedersheim im Gespräch über die Iffa 2025 mit Susanne Woggon, Chefredakteurin von LMV-online.de, Bild: Anneke Beckdorf

Wahrscheinlich geht es auch um einen hohen Grad an Automatisierung?

Die Automatisierung kann den Menschen von schwerer körperlicher, ermüdender und sich wiederholender Arbeit entlasten. Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit werden erhöht. Robotik ersetzt manuelle Arbeit. Es geht aber auch um Vielfalt. Zum Beispiel hilft eine Rezeptsteuerung der Maschine, durch den Produktionsprozess von selteneren Spezialitäten zu führen. Jedenfalls stehen diese Themen in der Iffa Factory im Mittelpunkt. Täglich gibt es dort eine Innovations-Show, in der tolle Ideen zum Vereinfachen und Ergänzen von Facharbeit an echten Maschinen gezeigt werden. Rundherum wird es unzählige Vorträge von Ausstellern, sowie Panels und Diskussionsrunden auf der Factory-Bühne geben, auch beispielsweise ein Event mit Social Media Stars aus dem Handwerk. 

5. Dessert: Eine persönliche Frage zum Schluss: Bestellen Sie sich lieber ein Erbsensteak oder ein traditionelles Stück Fleisch, wenn Sie essen gehen?

(Lacht) Ich glaube so schwarz-weiß sehen es die Wenigsten! Ich esse beides gerne und würde mich als kulinarisch tolerant und experimentierfreudig bezeichnen. Beim Fleisch ist mir wichtig, dass es nicht verschwendet oder weggeworfen wird, daher bin ich hier vom Typ „nicht viel, aber gut muss es sein“. 

Generell probiere ich gerne Neues aus, das kommt mir in diesem Job zugute. Was ich wirklich toll finde, ist die neu entfachte Begeisterung rund um die Lebensmittelforschung und -technologie. Seit einigen gibt es immer mehr Food-Tech- und Ag-Tech-Start-ups und eine Novel-Food-Szene, der es einfach Spaß macht, neue Produkte und Verfahren zu entwickeln. Ich persönlich finde es faszinierend, was man heute vegetarisch machen kann und sehe das als Bereicherung der Möglichkeiten.

Herr Schmid-Wiedersheim, wir danken Ihnen für die Vorschau auf die Iffa 2025 und das interessante Gespräch!

Auch interessant für Sie

Recyclingfähige Monomaterialien unterstützen die Kreislaufwirtschaft
Hans-Joachim Boekstegers, CEO Multivac
Auf der Iffa stehen die Verarbeitung von Fleisch und alternativen Proteinen in den Mittelpunkt
Die Iffa findet alle drei Jahr statt
Iffa 2013
Robotik-Pack-Line