Business Lunch mit Volker Bluhm über nachhaltige und ressourcenschonende Kennzeichnung

Vier Gänge mit fünf Fragen

Geschäftsführer Volker Bluhm von Bluhm Systeme

Volker Bluhm ist in einer Unternehmerfamilie groß geworden. Kürzlich hat er von seinem Vater die Geschäftsführung von Bluhm Systeme übernommen. In unserem exklusiven Interview erzählt er, was ihm diese Verantwortung bedeutet und wie er das Familienunternehmen in die Zukunft führen möchte. Außerdem geht es um Investitionen, Expansion und Nachhaltigkeit. Der Hersteller von Etikettier- und Kennzeichnungstechnik unternimmt intensive Anstrengungen in der Produktentwicklung und Veränderungen in den eigenen Abläufen, um sowohl den eigenen CO2-Fußabdruck als auch den seiner Kunden signifikant zu verringern.

1. Amuse-Gueule: Herr Bluhm, Sie haben vor Kurzem die Geschäftsführung von Ihrem Vater übernommen. Damit führen Sie ein Familienunternehmen in zweiter Generation weiter. Was bedeutet Ihnen das?

Beim Fuhrpark messen wir unseren CO2-Ausstoß der Flotte und wollen die Emissionen so weit wie möglich reduzieren. Ich bin selbst auf ein E-Auto umgestiegen und hoffe, dass damit das Eis für die E-Mobilität bei uns im Unternehmen gebrochen wurde. Ab kommendem Jahr sollen Neufahrzeuge als Stromer angeschafft werden. In Richtung Produktion recyceln wir unsere Trägerband-Abfälle zu 100 Prozent. Wir bieten unseren Kunden auch Lösungen an, ihr Trägermaterial zu recyceln. Allein durch diese Maßnahmen reduzieren wir unseren CO2-Fußabdruck enorm. Noch sind wir nicht bei null, aber das muss das erklärte Ziel für uns sein. Ob wir das in den nächsten drei, vier Jahren schaffen, kann ich nicht sagen. Aber wir arbeiten ganz stark darauf hin, dass wir nicht klimaschädlich produzieren, sondern CO2-Neutralität erreichen.

4. Hauptgang: Bluhm Systeme ist Spezialist für Etikettier- und Kennzeichnungstechnik. Welche Herausforderungen werden von Kunden immer wieder an Sie herangetragen?

Zwar ist die Kennzeichnung meist nur ein sehr kleiner Teil der Produktion unserer Kunden. Doch dieser Produktionsschritt kann enorme Auswirkungen auf den ganzen Prozess haben. Das Wichtigste ist, dass sich die Kennzeichnung diskret in den Ablauf einfügt. Unsere Kunden fordern reibungslos funktionierende Abläufe. Dazu gehören beispielsweise möglichst wenige und intuitiv einfache, schnelle Wechsel von Verbrauchsmaterial wie Etiketten oder Druckerkartuschen. Auch vorausschauende Wartung ist ein Muss, um ungeplante Produktionsstopps zu verhindern.

Die rauen Umgebungen in der Lebensmittel- oder Chemieproduktion, in denen unsere Kennzeichnungssysteme arbeiten, bringen hohe Anforderungen mit sich. Trotzdem erwarten unsere Kunden, dass jedes Produkt korrekt gekennzeichnet wird, sei es über Etiketten, die auch bei hoher Luftfeuchtigkeit zuverlässig halten oder Tinten, die direkt auf Oberflächen wie Glas oder Stahl aufgedruckt werden. Deshalb kann man nicht mit Geräten aus dem Katalog arbeiten, sondern muss mit viel technischem Know-how die individuell passende Lösung für die Bedürfnisse des Kunden realisieren. Natürlich werden auch die Themen „Energieverbrauch der Anlagen“ und „mehr Nachhaltigkeit in der Produktion“ vermehrt an uns herangetragen.

Für das Interview haben wir Volker Bluhm in seinem Büro in Rheinbreitbach getroffen

…legen Sie hierauf den Fokus in der Neu- und Weiterentwicklung von Produkten?

Ja, wenn wir neue Maschinen entwickeln, sollen sie bei Einsatz der gleichen Ressourcen schneller und effizienter werden, am besten bei geringeren Kosten. Nehmen wir beispielsweise Druckluft als Standard im Einsatz der Logistik-Etikettierung. Sie ist ein sehr teures, energieintensives Medium. Deshalb konzipieren wir Etikettiersysteme, die vollständig ohne Druckluft betrieben werden. Ein Prototyp-System haben wir bereits auf der diesjährigen Interpack vorgestellt. Aktuell läuft die Serien-Entwicklung. Im nächsten Jahr möchten wir dieses System marktreif zu akzeptablen Kosten anbieten können.

Ein weiterer Schwerpunkt sind Etikettier-Systeme auf Linerless-Basis, um Ressourcen zu schonen. Hier wird das Trägerband beim Etikett weggelassen. Das ist aus unserer Sicht eine interessante Technologie, und wir werden hier leistungsfähige Etikettier-Systeme entwickeln. Dafür ist die intensive Zusammenarbeit mit Papierlieferanten essenziell. Deshalb engagieren wir uns in einem gemeinsamen Projekt mit den Etiketten-Herstellern Avery und UPM Raflatac, um für diese Technologie das am besten geeignete Material zu entwickeln, das betriebssicher in unseren Etikettier-Systemen eingesetzt werden kann. So lassen sich Standzeit erhöhen, Trägermaterial reduzieren und gleichzeitig Kosten senken. Auch wenn es momentan noch keinen vollständigen Ersatz zum traditionellen Etikettieren mit Trägermaterial gibt, wird die Technologie zukünftig eine wichtige Rolle spielen. Ich denke, dass wir zur Fachpack 2024 einen Linerless-Etikettierer vorstellen können.

…es bleiben aber immer noch die Etiketten selbst…

Um den Ressourceneinsatz komplett zu minimieren, kann man über den Direktdruck auf die bereits vorhandene Verpackung auf Etiketten verzichten. Hier arbeiten wir bereits mit Verpackungsmaschinenherstellern zusammen. Die Beschriftung mit variablen Daten erfolgt parallel zum vollautomatischen Verpackungsprozess direkt auf das Material der Umverpackung.. Damit spart sich der Kunde den kompletten Etikettier-Prozess. In Zusammenarbeit mit den Drucktechnik-Experten wie z.B. HP oder Epson werden Direktdrucksystem entwickelt. Dazu tragen wir Tinten, Tank und Ansteuerung bei. Unsere aktuellste Entwicklung ist ein System, welches auf Epson-Drucktechnik basiert und mit zu 68 Millimeter hoch in bisher noch nicht erreichter Qualität und Zuverlässigkeit druckt und damit die meisten Anforderungen im Direktdruck von Kartonagen erfüllt. Das Drucksystem soll 2024 auf den Markt gebracht werden.

Am Ende bestimmt die Nachfrage, was wir entwickeln. Unsere Stärke sind kurze Entscheidungswege und schnelle Finanzentscheidungen. Also wenn wir merken, dass der Markt sich in eine bestimmte Richtung bewegt, können wir recht schnell auf die Erfordernisse unserer Kunden reagieren.

5. Dessert: Bleibt Ihnen mit der neuen Verantwortung noch ausreichend Zeit für Familie und Hobbies?

Das ist zeitlich kein großes Problem, nur die Hobbies sind mittlerweile andere. Früher bin ich ja gerne am Wochenende über die Nürburgring Nordschleife gefahren. Das geht mit meinem E-Auto immer noch, aber dieses Hobby musste ich drastisch reduzieren. Denn wir haben uns ein Wohnmobil gekauft und sind zu allen möglichen Gelegenheiten in Holland, Italien oder Kroatien unterwegs. Das hätte ich früher nie gedacht, dass mir das mal Spaß machen würde – tut es aber! Meine Koi-Karpfen gibt es immer noch. Und natürlich haben wir uns auch Hunde angeschafft. Zwar nicht wie mein Vater früher Labradore, aber dafür Chihuahuas, die die Kids mit ihrem Alter handhaben können. Die Kinder werden immer größer und machen mittlerweile alles mit, und die fordern einen auch. Meine Tochter ist dieses Jahr das erste Mal auf der Nordschleife mitgefahren. Also wer weiß, vielleicht kann ich diese Leidenschaft wieder intensivieren. Und nach wie vor lade ich auch gerne Kunden ein, mit mir ein paar Runden zu drehen. In dieser ungezwungenen Atmosphäre lässt es sich entspannt über die Arbeit sprechen und man bekommt ehrliches Feedback aus dem Markt.

Herr Bluhm, wir danken Ihnen für all die Einblicke und das sehr interessante Gespräch!
 

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