Forschung und Entwicklung im Maschinenbau
VDMA-Umfrage zeigt: Deutschland bleibt bester FuE-Standort
Freitag, 06. September 2024
| Redaktion
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Mehrheit der VDMA-Mitgliedsunternehmen setzt auf Forschung und Entwicklung in Deutschland
Mehrheit der VDMA-Mitgliedsunternehmen setzt auf Forschung und Entwicklung in Deutschland, Bild: VDMA

Deutschland belegt aus Sicht der Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus den ersten Platz in der Rangliste der attraktivsten Forschungsstandorte. Besonders positiv werden die Leistungsfähigkeit der Ingenieurwissenschaften, das Hochschul- und Wissenschaftssystem sowie die FuE-Kooperationen mit anderen Unternehmen bewertet. Zu diesen zentralen Ergebnissen kommt die neue F&E-Umfrage des VDMA, an der sich knapp 400 Unternehmen beteiligt haben.

„Dank leistungsstarker Ingenieurwissenschaften und gewachsener Wertschöpfungsnetzwerke haben wir hierzulande einen herausragenden Innovationsraum“, betont Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA. „In Mitteleuropa mit Deutschland als Gravitationszentrum verfügen wir über ein starkes Maschinenbau-Cluster, das seinesgleichen immer noch sucht“. Auf Platz zwei der attraktivsten F&E-Standorte folgen die USA. Das Schlusslicht unter den 13 Ländern bildet China. „Für viele Unternehmen scheinen in China die Risiken die denkbaren Nutzwerte deutlich zu überwiegen“, sagt Rauen. „Der Knowhow-Schutz ist möglicherweise aus Sicht der Unternehmen nicht ausreichend.“ Auch die stärksten Wettbewerber im Innovationsbereich sieht die Mehrheit der Befragten mit 73 Prozent weiterhin in Deutschland. Auf den Plätzen zwei und drei folgen China mit 50 Prozent und die USA mit 40 Prozent.

Zwei Drittel betreiben Forschung und Entwicklung ausschließlich im Inland

Jedes dritte Unternehmen betreibt Forschung und Entwicklung im Ausland, in den allermeisten Fällen über eigene Auslandsstandorte. Die wichtigste Rolle spielen dabei die USA, Indien und China sowie die Nachbarländer Österreich und Schweiz. Häufig genannte Gründe sind der dortige Hauptsitz bzw. Produktionsstandort, Kundennähe, regionale Markterfordernisse sowie Personalkosten und -verfügbarkeit. Dies bedeutet gleichzeitig, dass zwei Drittel der Unternehmen Forschung und Entwicklung ausschließlich im Inland betreiben. Auf die Frage, warum dies nicht im Ausland geschieht, lautet die Antwort meist „kein Bedarf“, insbesondere dann, wenn die Hauptverwaltung, die Produktion, die technische Kompetenz, wichtige Kunden oder wichtige Partner vor Ort sind. Weitere Faktoren, die aus Sicht der Unternehmen gegen Forschung und Entwicklung im Ausland sprechen, sind die Gefahr des Know-how-Abflusses und die unzureichende Datensicherheit.

VDMA-Mitglieder wollen FuE-Aktivitäten in den kommenden Jahren verstärken

In den nächsten Jahren wollen die VDMA-Mitgliedsunternehmen ihre FuE-Aktivitäten sowohl im In- als auch im Ausland weiter verstärken. So rechnen 46 Prozent der Befragten mit mehr Forschung und Entwicklung im Inland. Nur 13 Prozent erwarten einen Rückgang. Noch eindeutiger ist das Ergebnis für FuE im Ausland. Hier wollen 68 Prozent ihre Aktivitäten verstärken und nur fünf Prozent rechnen mit einem Rückgang. Von den Unternehmen, die noch keine Forschung und Entwicklung im Ausland betreiben, planen 15 Prozent, dies in naher Zukunft zu tun.

„Der Maschinenbau hält das Innovationstempo weiter hoch, was dem gesamten Standort zugutekommt“, betont Rauen. „In fast allen Branchen basieren Produktion, Skalierung und Wettbewerbsfähigkeit auf innovativen Lösungen des Maschinenbaus.“ Insgesamt zwei von drei Unternehmen haben innerhalb der letzten drei Jahre auch öffentliche Förderprogramme für Forschung und Entwicklung genutzt. Auf dem ersten Platz steht dabei mittlerweile die im Jahr 2020 eingeführte steuerliche Forschungsförderung. Sie ist das am häufigsten genutzte Instrument. „Die Forschungszulage entwickelt sich immer mehr zur Erfolgsgeschichte und steigert direkt unsere Wettbewerbsfähigkeit“, unterstreicht Rauen. „Gleiches trifft zu auf die Industrielle Gemeinschaftsforschung, die bei den laufenden Haushaltsberatungen endlich finanziell ausgebaut werden muss“.

Fachkräftemangel vor allem bei kleineren Unternehmen

Die Innovationsleistung der Unternehmen wird durch Engpässe auf dem Arbeitsmarkt gebremst. Diese haben sich zwar leicht entspannt, allerdings von einem hohen Niveau aus. So beobachtet aktuell immer noch jeder zweite Befragte starke Engpässe bei F&E-Fachkräften, jeder dritte bei Akademikern. Besonders betroffen sind kleinere Unternehmen. Bei vielen führen die Engpässe zu Verzögerungen oder gar zum Abbruch von FuE-Projekten, zu einer Verschlechterung der Wettbewerbsposition und zu Umsatzeinbußen.

Ungewollten Wissensabfluss eindämmen

Zudem sind zwei von drei Unternehmen der Meinung, dass die öffentlich finanzierte Wissenschaft zu freizügig mit in Deutschland generiertem Wissen umgeht. „Neuestes Wissen, Geschwindigkeit und Umsetzungskompetenz entscheiden im internationalen Wettbewerb um Schlüsseltechnologien“, bekräftigt Rauen. „Dieses Wissen darf nicht undifferenziert in die Welt geschickt werden. Gerade anwendungsnahe Forschungsergebnisse und wettbewerbsrelevante Technologien aus der Wissenschaft sind enorm wichtig; ihre Weitergabe kann Risiken für Deutschland und Europa bergen“.

Die Mehrheit der befragten Unternehmen ist dann auch der Ansicht, dass anwendungsnahe Erkenntnisse Wettbewerbern nicht transparent gemacht werden sollten. Jeder Zweite sagt allerdings auch, dass hierbei entscheidend ist, um welche Länder es geht. Nur 13 Prozent der Unternehmen sind der Meinung, dass Deutschland mindestens in gleichem Maß von der Wissenschaft in anderen Ländern profitiert wie umgekehrt. „Die direkte Verfügbarkeit von anwendungsnahem, neustem Wissen etwa aus den Ingenieurwissenschaften ist von existenzieller Bedeutung für Europa und damit auch für die Menschen, die hier leben und arbeiten“, sagt Rauen vom VDMA. „Wissenschaftsfreiheit und Offenheit sind fundamentale Bedingung für Innovation, aber nicht als ungesicherte Einbahnstraße des Wissenstransfers mit Abzweigungen in alle möglichen Wettbewerbsländer. Wir brauchen hier allgemeine und verbindliche Leitplanken für Forschende und Wissenschaftseinrichtungen“.

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