Business Lunch mit Dr. Michael Grosse von Syntegon über nachhaltige Verpackungslösungen

Vier Gänge mit fünf Fragen

Dr. Michael Grosse, CEO bei Syntegon

Verpackungen sorgen für eine längere Haltbarkeit von Lebensmittel und helfen so, diese vor Verderb zu schützen. Aber sie polarisieren auch: Weil sie durch den Einsatz verschiedener Materialien wie Kunststoffen schwer zu recyceln sind, lassen sie sich aktuell nicht ausreichend in einen Wertstoffkreislauf zurückführen. Verschmutzte Meere und Mikroplastik im Wasser sind die Folge. In einem exklusiven Business Lunch Interview spricht Dr. Michael Grosse von Syntegon über mehr Nachhaltigkeit im Bereich Verpackungen und Verpackungsanlagen. LMV-online.de hat den CEO des Anlagen- und Maschinenbauers auf der Interpack 2023 getroffen. Der passionierte Teamsportler berichtet über nachhaltige Verpackungslösungen für Monomaterialien, die ohne hohe Investitionskosten für die Nahrungsmittelhersteller auskommen und dennoch die gleiche Leistung erbringen. Zudem wird beleuchtet, wie Unternehmen mittels Automatisierung und Digitalisierung den Herausforderungen des Klimaschutzes oder des akuten Fachkräftemangels begegnen können.

1. Amuse-Gueule
LMV-online.de: Herr Dr. Grosse, sowohl der Start von Syntegon als Unternehmen als auch Ihr Eintritt als CEO fielen in die Corona-Zeit. Das war sicherlich nicht immer leicht. Erzählen Sie mal, wie Sie diese Zeit erlebt haben.

Für mich war es zunächst schockierend. Mir ist es sehr wichtig, engen Kontakt mit den Menschen zu haben, unabhängig von Level, Funktion oder Land. Die Zusammenarbeit und der persönliche Austausch sind essenziell. Selbst wenn wir nur mit einer 30-prozentigen Belegschaft am Standort waren, habe ich mich um Nähe bemüht. Wir haben eine Reihe von Formaten wie „Let’s talk“ entwickelt. Hier können sich Leute auf informelle Art und Weise rund um den Globus zu bestimmten Themen austauschen. Es war mir wichtig, trotz Pandemie an Mitarbeitern und Kunden dranzubleiben. Trotz aller Schwierigkeiten haben wir es geschafft, unter den Rahmenbedingungen der Pandemie einen echten Kulturwandel zu schaffen. Nach der Abspaltung vom großen Bosch-Konzern haben wir mit Syntegon eine eigene Marke für Prozess- und Verpackungstechnik im Bereich Food und Pharma für ein besseres Leben aufgebaut. Unsere Entscheidungsprozesse laufen jetzt schneller, wir haben mehr Freiheiten. Bei all unseren Handlungen haben wir den Kunden in den Mittelpunkt gerückt, sei es bei Investitionen oder Neuentwicklungen. Das war eine größere Transformation - der Kulturwandel für eine stärkere Kundenorientierung. Wir wollen unsere Leute dazu bewegen, selbst unternehmerisch zu denken, auch mutiger zu handeln und Vorschläge und Ideen ins Unternehmen einzubringen. Im Rahmen der Pandemie war das sicherlich herausfordernd, hat uns aber andererseits auch erfinderisch gemacht. Zum Beispiel liefen Maschinenabnahmen über Video mit VR-Brillen.

Es war auch von Vorteil, dass wir 1.200 Techniker an 35 Standorten über die Welt verteilt haben, um den Kunden soweit möglich in der Pandemie nah zu sein. Das hat uns sehr geholfen. Wir hatten sehr viel Zeit, um neue Technologien, Konzepte und Produkte zu entwickeln. Statt auf Einzelmaschinen setzen wir nun auf kombinierte Industrielösungen, zum Beispiel für die Verpackung von Riegeln und Schokolade, Keksen oder Pharmaprodukten. Und natürlich sind die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung sehr starke Antriebe.

2. Vorspeise
Nachhaltigkeit ist eines der Megathemen, nicht nur auf der Interpack 2023. Gerade im Lebensmittelbereich spielt das eine große Rolle. Wie greift Syntegon dieses Thema auf?

Für mehr Nachhaltigkeit bringen wir den Dreiklang zwischen den Kundenanforderungen des Produktes, den Spezifikationen der Materiallieferanten und unserer Maschine zusammen. Wir sehen uns als Partner und Berater für unsere Kunden und betrachten Problemstellungen erstmal völlig losgelöst von unseren vorhandenen Lösungen. Entscheidend ist das Beste für den Kunden, beispielsweise die richtige Materialwahl zwischen Monomaterial, Bio-Kunststoffen oder papierbasierten Lösungen. Es geht darum, von vornherein Lösungen parat zu haben, die eine unterschiedliche Materialwahl zulassen und Investitionen vor späteren gesetzlichen Änderungen schützen. Wichtig sind auch nachrüstbare Ansätze, denn die Hersteller haben in der Vergangenheit bereits hohe Investitionen getätigt. Deshalb suchen wir nach breitflächigen Lösungen, die keine hohen Neuinvestitionen für den Umbau dieser Anlagen notwendig machen. Wichtig ist die Verbindung von Wirtschaftlichkeit mit Ökologie. Unsere Anlagen lassen die Verarbeitung von umweltfreundlichen Materialien zu, ohne an Leistung zu verlieren. Weitere Beispiele sind Linien, die sowohl Cookies als auch andere Backwaren mit Monomaterialien bei gleicher Geschwindigkeit abfüllen können. Ökologie ist am nachhaltigsten, wenn sie sich rechnet. Wenn wir kostengünstige und nachhaltige Alternativen finden, die trotzdem effizient auf dem gleichen Level sind, dann gewinnen alle, weil sich diese Lösungen auf dem Markt durchsetzen werden.

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