Separatoren für mehr Hopfen & Malz: Business Lunch mit Jan-Martin Glöckner von Flottweg

Vier Gänge mit fünf Fragen

Jan-Martin Glöckner von Flottweg

Hopfen und Malz sind wertvolle Rohstoffe bei der Herstellung von Bieren. Damit Großbrauereien wie auch kleine Craft Breweries effizient ihre Ressourcen nutzen können, sorgen Dekanter und Separatoren für eine höhere Ausbeute durch geringere Produktverluste.
Susanne Woggon von lebensmittelverarbeitung-online.de (kurz: LMV-online.de) sprach mit Jan-Martin Glöckner von Flottweg SE über zentrifugale Trenntechnik, die Highlights für die Brau Beviale sowie seine Leidenschaft für Getränkemärkte in Nah und Fern.

1. Amuse-Gueule

LMV-online.de: Herr Glöckner, Flottweg bietet seinen Kunden ein gut aufgestelltes Portfolio an Trenntechnik wie beispielsweise Separatoren für den Brauprozess. Auf welche Highlights können sich die Besucher an Ihrem Stand auf der Brau Beviale 2019 in Nürnberg freuen?
Wir haben in unserem Sortiment eine große Anzahl an Produkten für die Brauereien. Das beinhaltet Zentrifugaltechnik wie Dekanter und Tellerzentrifugen, auch Separatoren genannt. Auch bieten wir Bandpressen, die im Brauprozess bei der Trennung von Feststoffen und Flüssigkeiten genutzt werden. Mit dem Einsatz solcher Maschinen ergeben sich in den einzelnen Teilprozessen bei Groß- oder Kleinbrauereien große Optimierungspotentiale. Darauf werden wir auch unseren Fokus auf der diesjährigen Brau Beviale legen. Hier stellen wir Dekanter aber auch Separatoren für große, aber auch für kleine Brauereien vor.

2. Vorspeise

LMV-online.de: Sie zielen mit Ihren Maschinen auf eine maximale Ausbeute im Brauprozess. Wo genau liegen die Einsatzgebiete für Ihre Separatoren und Dekanter? Wie tragen diese zu einer Steigerung der Effizienz im Produktionsprozess bei?
Zunächst ein kurzer Diskurs über zentrifugale Trenntechnik. Wir bieten Lösungen für fast 3.000 verschiedene Produkte, die u.a. in der Food- und Beverage-Industrie zum Einsatz kommen. Im Getränkebereich zählen vornehmlich Brauereien oder Hersteller von Wein und Fruchtsäften zu unseren Kunden. Auch für die Produktion von Lebensmitteln gibt es diverse Applikationen. In diesen Bereichen setzen wir überwiegend Aggregate für die Zwei-Phasen-Trennung ein. Hier gibt es eine Flüssig- und eine Feststoff-Phase. Spezialanwendungen wie die Ölgewinnung von Zitrusöl erfordern eine Drei-Phasen-Trennung. Hier gilt es, in einem Prozessschritt die Ölphase, eine wässrige Phase und eine Feststoff-Phase mit den Zentrifugen voneinander zu trennen.

In Großbrauereien ist zentrifugale Trenntechnik nicht mehr wegzudenken. Zum einen werden Bierverluste reduziert. Dadurch ergeben sich kürzere Tankbelegungszeiten und ein geringerer Bedarf an Lagerkapazitäten. Zudem können nachgelagerte Prozesse entlastet werden, beispielsweise in der Filtration. Dort wird eine Tellerzentrifuge vorgeschaltet, um das Gros der Hefen und Feststoffe abzutrennen. So hat die nachgehende Filtration weniger Arbeit. Wir generieren auf diese Weise höhere Filterstandzeiten und ermöglichen Einsparpotentiale bei der Aufbereitung der Filter sowie einen geringeren Personalaufwand.

3. Zwischengang

LMV-online.de: In den letzten Jahren verändert sich die Brauszene stark. Neben den etablierten klassischen Brauereien sprießen Craft Breweries wie die Pilze aus dem Boden. Die hergestellten Mengen dieser besonderen Biere sind kleiner, der Bedarf an Maschinen ein entsprechend anderer als in Großbrauereien. Können Sie hier Lösungen für die neue Kundengruppe anbieten?
Im Umfeld der Craft Breweries kommen mehr kleine Brauereien zum Zuge. Wenn die Kapazitäten um die 6.000 - 7.000 Hektoliter pro Jahr erreichen, lohnen sich Investitionen in Zentrifugen. Für besondere Sorten wie kaltgehopfte Biere muss die Zentrifugaltechnik andere Leistungen erbringen. Biere wie India Pales Ales, die durch ihre sehr dominante Hopfennote geprägt sind, werden mit enorm viel Hopfen hergestellt. In den Tanks befindet sich eine große Menge an Feststoffen aus Hopfen und Hefe. Dies sorgt für eine sehr hohe Tankbelegungszeit. Bei der Kalthopfung entstehen normalerweise Produktverluste zwischen zehn bis 20 Prozent – ein echter Kostenfaktor. Mit unseren Zentrifugen wird der Hopfen wieder abgetrennt. So werden Verluste stark minimiert und ein einfacheres, schnelleres Produkthandling in der Brauerei ermöglicht. Gerade für kleinere Brauereien werden wir deshalb auf der Brau Beviale Maschinen vorstellen, die auch für niedrigere Mengen gut geeignet sind.

Es gibt zwei Aggregate, die dort eingesetzt werden. Zum einen der Tellerseparator, der vor allem der Feinklärung dient. Das ist der eigentlich abschließenden Klärschritt. Bei kleinen Brauereien hat es sich durchgesetzt, dass statt blanker Biere eine gewisse Grundtrübung gewünscht ist. Diese Grundtrübung kann man über den Einsatz von Separatoren erreichen. Zum anderen kommen Dekanter-Zentrifugen zum Einsatz, die für höhere Feststoffkonzentrationen ausgelegt sind. Auch diese werden wir auf der Brau-Messe präsentieren. Über diese Zentrifugen wird bei der Herstellung stark kaltgehopfter Biere der Konus eines Lagertanks so geklärt, dass die Bierverluste größtenteils reduziert werden. Ohne Dekanter hätte der Bierbrauer viele Liter seines Produktes in den Abfluss gegossen. Nun bleibt mehr Bier übrig, der Brauer kann sorgsamer mit den Rohstoffen Malz und Hopfen umgehen. Bei gleichbleibendem Rohstoffeinsatz kann ergo mehr Bier hergestellt werden.

4. Hauptgang

LMV-online.de: Ihr Unternehmen blickt auf über 100 Jahre Firmengeschichte zurück. Der Name Flottweg ist ja tatsächlich aus „flott“ und „weg“ entstanden. Können Sie uns verraten, welche Geschichte dahintersteckt?
Die Geschichte unseres Unternehmens geht bis ins Jahr 1911 zurück. Gustav Otto, der Sohn des Erfinders des Otto-Motors gründete die „Gustav Otto Flugmaschinen-Werke“. Im ersten Weltkrieg musste das Unternehmen Konkurs anmelden, es wurde aufgeteilt. Ein spannender Funfact am Rande: Aus dieser Insolvenzmasse ist unter anderem BMW entstanden.

Man hat dann mit dem Bau von Flugzeugmotoren, aber auch von Fahrrädern mit Hilfsmotoren weitergemacht. Aus dem Slogan: „Flott auf dem Weg“ ist später unser jetziger Unternehmensname entstanden. Aufgrund der Bombardements im zweiten Weltkrieg zog die Produktion aufs Land – hier nach Vilsbiburg. Nach dem zweiten Weltkrieg war es nicht mehr erlaubt, Rüstungsgüter in Deutschland herzustellen, wozu auch die Flugzeugmotoren zählen. Deswegen hat man ein neues Standbein gesucht und sich für Zentrifugen wie Dekanter und Separatoren entschieden, die das Unternehmen seit den 1960er Jahren hier am Standort baut.

Flottweg hat heute über 1.000 Mitarbeiter und ist eines der größten ansässigen Unternehmen im Landkreis. Wir haben gut 60 Auszubildende in drei Ausbildungsberufen. Nur gut ausgebildete Fachkräfte dürfen an unseren Maschinen arbeiten. Das ist der Qualitätsanspruch, den wir an unsere Belegschaft haben, der sich auch in den Produkten widerspiegelt. Wenn man einen langfristigen Job von der Ausbildung bis zur Rente sucht, ist man bei Flottweg genau richtig. Wir haben Mitarbeiter, die auf 30, 40 Jahre Betriebszugehörigkeit blicken. Ein ehemaliger Produktionsmitarbeiter hatte kürzlich sogar sein 60jähriges Firmenjubiläum. Er ist zwar letztes Jahr endgültig in Rente gegangen, hat aber auch im Rentenalter noch mitgearbeitet und Brotzeiten verteilt. Die guten Rahmenbedingungen liegen sicherlich auch daran, dass das Unternehmen in Gründerhand ist.

5. Dessert

LMV-online.de: Eine private Frage zum Abschluss: Wenn Sie den ganzen Tag beruflich mit Bier zu tun haben – können Sie das dann nach Feierabend noch sehen?
Ich bin als Brauingenieurin der Branche sehr verhaftet. Zum privaten Bierbrauen hat es noch nicht gereicht, aber ich liebe die unterschiedlichen Bierkulturen. Wenn man in verschiedene Länder reist, erlebt man unterschiedliche regionale Bierkulturen, die neue Biere der breiten Masse näherbringen. Man sieht, wie dort die lokalen Biere regelrecht gefeiert werden. Das finde ich eine sehr schöne Entwicklung in den letzten Jahren. Das macht meinen Job so interessant, weil ich von Großbrauereien bis hin zu kleinen Brauereien alles zu meiner Kundschaft zählen darf.

Wenn ich mal freie Zeit habe - egal ob hier in Deutschland oder in anderen Ländern - ist für mich der schönste Gang der in den Getränkemarkt. Ich finde es spannend, mir das ganze Sortiment anzuschauen, auch außerhalb von Bier. Vor allem die neuen Mischgetränke und alkoholfreien Drinks fesseln mich dort jedes Mal. Wenn ich mich an meine Jugend zurückerinnere, dann gab es Softdrinks, Bier, Wein, und das war es dann auch schon. Heutzutage entdeckt man immer wieder Neues. Da kann ich mich beschäftigen, und es gibt mir auch einen guten Einblick, wie die Industrie in den einzelnen Ländern läuft. Es hilft, ein Gefühl für die Regionen zu bekommen, wenn man sieht, was am Markt präsent ist. Schon allein in Deutschland gibt es in den einzelnen Regionen große Unterschiede, sei es beim Preisgefüge und auch bei der Diversität. Zusammengefasst: Das ist für mich eine spannende Beschäftigung!

LMV-online.de: Herr Glöckner, wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!