Zuversichtliches Exportklima in der Ernährungsindustrie

Exportbarometer Mai 2013

Exportbarometer Mai 2013

Das Exportklima in der Ernährungsindustrie hellte sich im Mai 2013 deutlich auf. Das Ergebnis von +41 Punkten bedeutete eine Steigerung um 21% gegenüber Dezember 2012. Die Zuversicht der befragten Unternehmen zeigte sich in den positiveren Bewertungen der aktuellen und erwarteten Entwicklung ihres Exportgeschäfts, zum Teil wirkten auch saisonale Effekte.

Die Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage verbesserten sich um 5% auf +46 Punkte. Deutlich zugelegt haben die Geschäftserwartungen im Export in den nächsten sechs Monaten, der positive Saldo der Bewertungen stieg um 54% auf +37 Punkte über Vorjahresniveau.

Über fast alle Branchen hinweg behauptete das Exportklima sein hohes positives Niveau, allein in der Fleischbranche trübte sich die Stimmung ein. Das Exportgeschäft im EU-Binnenmarkt stagniert aufgrund fehlender Wachstumsimpulse, der Exportanteil ins außereuropäische Ausland nimmt stetig zu. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil der Unternehmen mit Exporten in Drittländer um 10%. Die Vertriebswege für den Export organisieren die Unternehmen weltweit überwiegend in Eigenregie.

Am zweithäufigsten erfolgt der Vertrieb über Importeure oder Zwischenhändler, besonders außerhalb des EU-Binnenmarktes werden diese verstärkt einbezogen. Um Marktanteile im Ausland zu gewinnen und zu halten, spielt auch die Kostenbelastung im Exportgeschäft eine wichtige Rolle. Die höchsten Kosten verursachen dabei der Transport, Rohstoffe und die Zulassung bzw. Zertifizierung; zukünftig werden zudem höhere Belastungen durch Energiekosten erwartet. Dabei variiert die Belastung durch die einzelnen Kostenpositionen zwischen den Branchen teilweise sehr stark.

"Die weltweite Nachfrage nach deutschen Qualitätslebensmitteln ist ungebrochen. Mittlerweile wird in der Ernährungsindustrie jeder dritte Euro im Ausland umgesetzt. Wachstumsimpulse für das Exportgeschäft kommen zunehmend aus kaufkräftigen und konsumfreudigen Märkten außerhalb der EU. Verbesserte Marktzugangsbedingungen können den Kostenaufwand für die Lebensmittelexporteure deutlich reduzieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit am Weltmarkt fördern. Dazu braucht es die an den Bedürfnissen des Mittelstandes orientierte Unterstützung der Politik.", kommentiert Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), die aktuellen Ergebnisse des Exportbarometers der deutschen Ernährungsindustrie, das die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC bereits zum siebten Mal im Auftrag der BVE erstellt hat.

Kostenfaktoren im Lebensmittelexport
Deutschland ist der drittgrößte Exporteur und Importeur für Agrargüter und Lebensmittel auf dem Weltmarkt, der harte Wettbewerb hat die deutsche Ernährungsindustrie sehr wettbewerbsfähig gemacht. Das Exportgeschäft stärkt und verbessert die Ertragslage der Unternehmen und sichert Arbeitsplätze. Dabei muss sich die Branche in einem zunehmend schwierigen Geschäftsumfeld aus steigenden Produktionskosten und wachsendem Wettbewerbsdruck behaupten.

Für den Wachstumsmotor Exportgeschäft ist daher nicht nur der verbindliche Abbau von Handelshemmnissen und die Förderung mittelstandsgerechter Marktzugangsstrategien sondern auch eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur notwendig, um am Weltmarkt zu bestehen.

Das Exportbarometer Mai 2013 fragt aktuell, welche Kostenpositionen den Lebensmittelexport am meisten belasten. In den letzten drei Jahren gingen branchenübergreifend die größten Belastungen von Transportkosten (62%), Rohstoffkosten (36%) sowie Kosten für Zulassung und Zertifizierung (34%) aus. Kosten für Abgaben und Zölle, Energie, Verwaltung und Zahlungsabwicklung spielten eine nachgeordnete Rolle. Auch für die kommenden sechs Monate gehen die Lebensmittelexporteure von einer ähnlichen Gewichtung der Kostenbelastung aus, allein vom Kostenfaktor Energie wird zukünftig (27%) ein stärkerer Einfluss erwartet als bisher (21%).

Ein stark differenziertes Bild zeigt die Betrachtung der Kostenbelastung in den einzelnen Branchen. So messen beispielsweise die befragten Unternehmen der Branchen Bier, Molkereiprodukte und Fleischwaren den Kosten für Zulassung und Zertifizierung eine überdurchschnittliche Belastung zu. In der Branche alkoholfreie Getränke geht die größte Belastung von den Rohstoffkosten aus.

"Energie- und Rohstoffkosten belasten die Unternehmen der Ernährungsindustrie immer mehr und werden damit ein wettbewerbsrelevanter Faktor im Export. Gerade für mittelständische Unternehmen stellt dies eine große Herausforderung dar. Die Unternehmen und die Branche sollten daher über innovative Lösungen bei der Energie- und Rohstoffbeschaffung nachdenken, nicht nur zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit im Export, sondern auch um die Geschäftsmodelle in der Ernährungsindustrie nachhaltig und zukunftsfähig zu machen", sagt Gerd Bovensiepen, Partner und Leiter des Competence Centers Retail & Consumer bei PwC.

Entwicklung nach Absatzmärkten
Die Ernährungsindustrie steigerte ihre Lebensmittelexporte 2012 um 11,4% auf einen Rekordwert von 53,4 Milliarden Euro. Der preisbereinigte Zuwachs von 8% offenbart eine beachtliche Wachstumsdynamik im Auslandsgeschäft. Von den deutschen Lebensmittelexporten gehen 77% in die EU. Die attraktivsten Absatzmärkte sind nach Einschätzung der Unternehmen aktuell Frankreich, Österreich und die Niederlande.

Nach einem mäßigen Wachstum von 5,4% der EU-Exporte im Jahr 2012 bleiben die Absatzerwartungen der Ernährungsindustrie auch im Mai 2013 verhalten. Für die nächsten sechs Monate werden hier keine deutlichen Zuwächse im Exportgeschäft erwartet. Die Konsumzurückhaltung, schwache Konjunktur und steigende Arbeitslosigkeit in wichtigen europäischen Absatzmärkten dämpfen auch die Erwartungen der Ernährungsindustrie.

Die Lebensmittelexporteure streben zunehmend nach Marktanteilen in Wachstumsregionen außerhalb der EU. Hier konnte 2012 ein beachtliches Exportwachstum von 33,9% erreicht werden. Durchschnittlich 78% der befragten Unternehmen exportieren in Drittländer. Die bedeutendsten Absatzmärkte sind die USA, Schweiz und Russland. Bei ihren Absatzerwartungen außerhalb der EU zeigten sich die Unternehmen sehr optimistisch. Die steigenden Absatzerwartungen für die nächsten sechs Monate nahmen für die USA (54%), Japan (46%), Australien (52%) und die Schweiz (33%) zu. Für den Chinaexport wird eine abgeschwächte Wachstumsdynamik erwartet. Eher verhalten schätzten die befragten Unternehmen die Absatzerwartungen für Russland ein.

Branchenergebnisse
Zu den Hauptexportgütern der Ernährungsindustrie zählen neben Fleisch- und Milchprodukten Süßwaren und Getränke. Die Einschätzung zur Lage und die Erwartungen im Export variieren in den einzelnen Branchen zum Teil deutlich, dabei kommen auch saisonale Effekte zum Tragen. Besser als im Dezember 2012 fiel das Exportklima in den Branchen alkoholfreie Getränke (+75%), Süßwaren (+50%), Feinkost und Fertiggerichte (+48%), Molkereiprodukte (+42%), Fleischwaren (+24%) sowie Obst- und Gemüseverarbeitung (+10%) aus.

Für die Branche Öl ergaben sich keine Änderungen. Rückläufig entwickelte sich das Exportklima im Mai 2013 in den Branchen Bier (-14%) und Fleisch (-75%), wobei in der Fleischbranche erstmalig ein negativer Saldo erreicht wurde.

Hintergrund
Für das Exportbarometer wurden vom 23. April bis 14. Mai 2013 400 Geschäftsführer und Exportleiter befragt. Die Umfrage bietet einen umfassenden Überblick über die aktuelle Exportkonjunktur in der Ernährungsindustrie und ihren Teilbranchen. Die Befragung wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefördert. Das Export-Klima wird aus der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage und der Erwartung für die nächsten sechs Monate errechnet. Theoretisch möglich sind Ergebniswerte auf einer Skala von minus 100 (alle Befragten beurteilen sowohl die Lage als auch die Perspektiven negativ) bis plus 100 (alle Beurteilungen fallen positiv aus).