Business Lunch mit Thomas Redeker, Sales Director Dairy bei KHS

Vier Gänge mit fünf Fragen

KHS Thomas Redeker

Thomas Redeker ist seit über 35 Jahren in der Getränke- und Lebensmittelindustrie tätig. Im neuen Dairy-Expertenteam von KHS bringt er zum einen Erfahrungen aus der Verpackungsindustrie mit und zudem sein umfangreiches Branchenwissen über die Molkereibranche. Mit LMV-online.de sprach er im Business Lunch über Trends und Herausforderungen in der Milchindustrie, die Lösungsansätze, die der Anlagenbauer hierfür bietet und über die vielseitigen Möglichkeiten von PET für die Molkereien, um Produkte im Handel und beim Kunden zu positionieren.

1. Amuse Gueule
LMV-online.de: Herr Redeker, KHS hat erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit die Dairy-Unit ins Leben gerufen. Was waren die Beweggründe dafür und können Sie uns etwas über die Pläne für die Zukunft verraten?

Unserer Erfahrung nach hat die Milchindustrie ganz individuelle Anforderungen. Sie lässt sich keinesfalls mit der Softdrink- und Bierbranche vergleichen, das gilt vor allem international. Aus diesem Grund hat KHS ein eigenes Dairy-Team ins Leben gerufen. Wir werden dadurch noch effizienter, wenn es um komplexe Dienstleistungen und wirksame Unterstützung für mehr Wachstum bei unseren Kunden geht.

Wir beraten die Molkereien kundenorientiert und umfänglich auch bei höchsten Anforderungen in den Märkten und bei individuellen Bedürfnissen. Das Team ist der bevorzugte Ansprechpartner für vielschichtige Themen wie Trends bei Produktverpackungen unter Berücksichtigung der Umweltfreundlichkeit oder Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, dem sogenannten TCO – „Total Cost of Ownership“.

2. Vorspeise
LMV-online.de: Welche Trends sehen Sie für Ihren Bereich und haben Sie mit Ihrem Unternehmen schon heute Antworten darauf für den Dairy-Markt?

Die Trends haben mit der mobilen Gesellschaft zu tun. Dazu zählen Ready-to-Drink-Produkte wie das Frühstück für unterwegs. Es gibt internationale Studien, die zeigen, dass ca. 40 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sowie Schüler und Studenten nicht mehr zu Hause frühstücken, sondern sich unterwegs schnell einen Frühstücksdrink besorgen, der Milch, Joghurt und Cerealien enthält. Ein weiterer Trend sind regionale sowie saisonale Produkte der Molkereien, verschieden Geschmacksrichtungen und individuelle, exklusive Produktpräsentationen. Mit hochflexiblen Abfüllanlagen von KHS, die eine schnelle Umrüstung und flexible Formen für PET-Flaschen ermöglichen, lassen sich auf Turnkey-Linien normale, flüssige und stückige Getränke realisieren.

Auch sogenanntes „Medical Food“, Nahrungsmittel mit bestimmten gesundheitsfördernden Wirkstoffen, sind stark im Kommen. Die Idee dahinter ist einfach: Menschen wollen nicht erst krank werden, um sich danach mit Medikamenten wieder zu kurieren. Die medizinische Nahrung soll es ermöglichen, die Gesundheit aktiv zu erhalten. Ein Beispiel aus Europa sind Milchprodukte, die – mit Omega 3 und Omega 6 angereichert – vorbeugend gegen Herzinfarkte wirken sollen. Zugesetztes Kalzium soll wiederum Osteoporose vorbeugen. Für alle Anwendungen reicht das KHS-Portfolio von der maßgeschneiderten Einzelmaschine bis hin zu Turnkey-Linien. Dabei liegen unsere Schwerpunkte vor allem auf Linienflexibilität, gesteigerter Nachhaltigkeit und hoher Anlagenverfügbarkeit. Von Frisch- bis UHT-Milch, vom Milchmix bis zum Trinkjoghurt mit und ohne Stückchen können wir, je nach Maschinentyp und Anwendung, zwischen 6.000 und 36.000 Flaschen pro Stunde von ultraclean bis kaltaseptisch abfüllen.

3. Zwischengang
LMV-online.de: Was tut KHS denn genau hier am Standort Bad Kreuznach und warum setzen Sie so verstärkt auf PET? Wie nachhaltig ist das Ihrer Meinung nach?

An unserem Standort in Bad Kreuznach befinden sich die Produktzentren Prozesstechnik, KEG-Systeme, Abfülltechnologie inkl. der aseptischen Abfüllung und das Technologie-Zentrum. Besonders durch die enge Zusammenarbeit können wir hier leistungsfähige, flexible und effiziente Abfülllösungen für Glas, Dose, Keg und PET entwickeln. Seit mehr als 40 Jahren befassen wir uns zum Beispiel mit PET. Allem voran die Verbraucher überzeugt das leichte Material. Die Nachfrage nach Glasabfüllung im Dairy-Bereich ist derzeit noch gering, auch wenn KHS hier moderne Lösungen bietet.

PET ermöglicht einen sicheren Transport und eignet sich aufgrund der Wiederverschließbarkeit zur Bevorratung. Es bietet zudem mehr Individualität, zum Beispiel durch exklusive Flaschenformen und weitere Gestaltungsmöglichkeit. Gerade in Märkten mit hohem Anteil an Frischmilch stellen wir fest, dass die Molkereien ihre Produkte in unterschiedlichen Größen und Qualitäten in jeweils sehr individuell gestalteten PET-Flaschen abfüllen, aber gleichzeitig auch Kaffeegetränke oder Joghurtdrinks mit Früchten oder Cerealien mit derselbe Anlagen herstellen. Für unsere Kunden bedeutet dies ein Höchstmaß an Flexibilität und eröffnet ihnen am Point of Sales verstärkt Aufmerksamkeit durch die Unverwechselbarkeit der Flaschen.

Nachhaltigkeit wiederum bedeutet bei KHS vor allem eine Verringerung des Energieverbrauches im Herstellungsprozess sowie Schonung von Ressourcen durch weniger Verpackungsmaterial. Ein Beispiel dafür ist unsere Entwicklung der leichten PET-Flasche für die Milchindustrie. Sie ist die bessere Alternative zum Karton. Die 1-Liter-Flasche sorgt mit nur 20 Gramm Gewicht für einen hohen Produktschutz, ist komplett recyclingfähig und lässt sich effizient produzieren. Der Kunde kann bei sehr hohem Abfüllvolumen mehr als 100.000 Euro einsparen. So sinkt auch der Einsatz von Kunststoff. Oder nehmen wir ein Beispiel, das durch Verbraucherwünsche entstanden ist: Die komplett recyclingfähige, convenience-orientierte PET-Flasche. Sie erreicht bereits heute einen Recyclatanteil von 50 Prozent. Natürlich bedeutet Nachhaltigkeit für uns auch die Reduzierung von Energie- und Wasserverbrauch – bei höchster Flexibilität der Linien.

4. Hauptgang
LMV-online.de: Lassen Sie uns nochmal einen Blick auf den gesamten Bereich Dairy werfen. Was beschäftigt die Branche aktuell?

Derzeit spielt vor allem das Überangebot an Milch eine große Rolle. Die Märkte sind rohstoffseitig belastet. Zum einen durch die hohen Milchanlieferungen weniger Länder innerhalb der europäischen Union – Treiber sind hier vor allem die Länder Irland, Niederlande, Polen und auch Deutschland. Zum anderen durch stabile bis wachsende Produktionsmengen im EU-Ausland. Zudem sind Märkte weggebrochen, beispielsweise Russland. Das Land war vor dem Embargo ein sehr treuer Abnehmer deutscher Molkereiprodukte. Auch China und der Nahe Osten importieren viel weniger Milch aus der EU als zuvor. Die gegenwärtigen Ereignisse sind eine Folge von Angebot und Nachfrage auf den Weltagrarmärkten, Marktliberalisierungen in der EU und des zunehmend globalen Handels von Milch- und Milchprodukten. Unter anderem aus diesen Gründen sind die Preise stark gesunken. Molkereiprodukte gehören zum täglichen Bedarf und sollten eine höhere Wertschätzung erhalten.

5. Dessert
LMV-online.de: In unserem Gespräch haben Sie uns bewiesen, dass Sie mit der Milchbranche beruflich voll ins Schwarze getroffen haben – wie sieht es privat bei Ihnen aus? Was treibt Sie in Ihrer Freizeit an?

Auch hier verfolge ich mit Leidenschaft ein Ziel – wortwörtlich. Ich bin seit über 15 Jahren Bogenschütze. Es gibt zwei große Arten im Bogenschießen, das eine ist das Fita/WA - Schießen und das andere das Feldbogenschießen. Während die Fita auf Bogenschießplätzen mit festen Entfernungen stattfindet, findet das Feldbogenschießen im Wald statt. Hier betätige ich mich besonders gerne. Die Zielscheiben sind dabei in die Landschaft eingebettet. Dies führt dazu, dass nicht nur eben geschossen wird (wie bei der Fita/WA), sondern dass auch steile Bergaufschüsse oder Bergabschüsse vom Bogenschützen bewältigt werden müssen. Einer meiner größten Erfolge war die Teilnahme an den deutschen Meisterschaften in der Halle, hier bin ich unter den besten 20 meiner Altersklasse gelandet.

Herr Redeker, wir danken Ihnen für das spannende Gespräch!

Über Thomas Redeker
Thomas Redeker ist seit über 35 Jahren in der Getränke- und Lebensmittelindustrie tätig. Nach anfänglichen Tätigkeiten im Qualitätsmanagement für namhafte Hersteller von Softdrinks und Mineralwasser sammelte er mit der Beratung für Reinigung und Hygiene bei Milch- und Getränkekunden erste Vertriebserfahrungen bei Henkel-Ecolab. Im neuen Dairy-Expertenteam bringt er zum einen Erfahrungen aus der Verpackungsindustrie mit, hier war er bei Ball Packaging, Amcor PET Packaging und Tetra Pak in verantwortlicher Position tätig, und hat zudem sein umfangreiches Branchenwissen über die Molkereibranche durch seine langjährige Zusammenarbeit mit führenden Molkereien unter Beweis gestellt.