Gehaltsvergleich: Fachkräfte verdienen im Osten bis zu 20.000 Euro weniger

Sachsen-Anhalt deutschlandweit Schlusslicht

Die Anzahl offener Fachkräfte-Stellen im Osten hat sich teils verdoppelt

Diesen Mittwoch jährte sich der Tag der Deutschen Einheit zum 28. Mal. Mit dem Einigungsvertrag vom 3. Oktober 1990 sollten die Lebensverhältnisse in Ost- und Westdeutschland vereinheitlicht werden. Allerdings verdienen Fachkräfte im Osten immer noch deutlich weniger: Während das Bruttodurchschnittsgehalt einer Fachkraft im Westen Deutschlands aktuell bei 56.800 Euro liegt, verdient ihr Pendant im Osten im Schnitt 44.700 Euro – ein Unterschied von 27 Prozent. Eine Ausnahme ist der Stadtstaat Berlin, wo der Durchschnittsverdienst bei 50.700 Euro liegt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Analyse der Online-Jobplattform Stepstone auf Basis von 200.000 Datensätzen.

Bundesweites Schlusslicht bei den Gehältern ist Sachsen-Anhalt – dort kommt eine Fachkraft auf einen Jahresverdienst von 39.300 Euro. Am besten bezahlt werden Mitarbeiter aus Ostdeutschland in Brandenburg (41.000 Euro). Allerdings sind das immer noch 8.000 Euro weniger als der Verdienst einer Fachkraft aus Schleswig-Holstein – mit 49.100 Euro Schlusslicht unter den alten Bundesländern. Deutschlandweit Spitzenreiter bei den Gehältern ist Hessen (61.800 Euro), gefolgt von Bayern (58.600 Euro), Hamburg (58.200 Euro) und Baden-Württemberg (58.000 Euro). „Das Gehaltsgefälle zwischen Ost- und Westdeutschland lässt sich vor allem mit der Nachfrage nach Fachkräften erklären. Zwar ist die Nachfrage im Osten zuletzt deutlich gestiegen, in Bundesländern wie Hessen oder Baden-Württemberg werden aber immer noch rund viermal so viele Fachkräfte gesucht wie beispielsweise in Sachsen-Anhalt“, sagt Philipp Löwer, Arbeitsmarkt-Experte bei Stepstone.    

Die Zahl der veröffentlichten Stellenausschreibungen besonders in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg hat sich in den vergangenen fünf Jahren annähernd verdoppelt. Damit ist die Nachfrage nach hochqualifizierten Spezialisten in den neuen Bundesländern durchschnittlich stärker gestiegen als in Gesamtdeutschland: Während es auf Bundesebene zwischen Juni 2013 und Juni 2018 eine Steigerung der Nachfrage um rund 74 Prozent gab, verzeichnet Sachsen-Anhalt eine Steigerung um 107 Prozent. Das sind Ergebnisse des Stepstone Fachkräfteatlas, für den die Online-Jobplattform seit 2012 bundesweit Stellenausschreibungen auf allen relevanten Online- und Print-Plattformen auswertet. Die Analyse zeigt, dass wie in allen anderen Bundesländern auch im Osten besonders IT-Spezialisten und Fachkräfte mit technischer Ausbildung gefragt sind. An der Gehaltskluft ändert die gesteigerte Nachfrage bisher noch nichts: IT-Spezialisten im Westen verdienen mit durchschnittlich 67.600 Euro aktuell fast ein Viertel mehr als ihre Kollegen im Osten, Ingenieure in den westlichen Bundesländern bekommen mit 72.900 Euro sogar 28 Prozent mehr.